Italien kämpfte zuletzt viel mit sich selber

Italiens Fussball-Nationalmannschaft war jahrzehntelang ein sicherer Wert. Zuletzt aber kämpft sie vor allem mit sich selber - trotz EM-Titel 2021.

Nationalcoach Luciano Spalletti hat die Lösung für die italienischen Probleme noch nicht gefunden © KEYSTONE/EPA/ROBERT GHEMENT

Nur drei Jahre liegt der italienische Triumph im Londoner Wembley-Stadion im EM-Final gegen England zurück. Was der Beginn einer Ära hätte sein können, erwies sich rückblickend als ein Ausrutscher nach oben, ein kaum mehr zu erklärender Glücksmoment für die gebeutelte italienischen Fan-Seele.

Zweimal scheiterte Italien zuletzt in der WM-Qualifikation und auch die Ausscheidung für das aktuelle Turnier war kein Ruhmesblatt für den vierfachen Weltmeister, der sich abgeschlagen hinter Gruppensieger England und punktgleich mit der Ukraine mit Ach und Krach ohne Zusatzschlaufe über die Playoffs für die Europameisterschaft qualifiziert hat.

Italien kränkelt. Zahllose Analysen versuchten den Kern des Problems zu erörtern. Zu wenig junge Spieler in den Mannschaften der Serie A, ein zu enges taktisches Korsett schon in den Nachwuchsmannschaften oder fehlende Sturmtalente - die Schlüsse aus den Formtiefs der italienischen Nationalmannschaft sind vielfältig. Zur Lösung des Problems haben sie bislang nicht beigetragen.

Auch Luciano Spalletti, vorletzte Saison Meistercoach von Napoli, hat nicht die erhofften spielerischen Fortschritte erzielt, seit er den nach Saudi-Arabien abgewanderten Roberto Mancini als Nationalcoach ersetzt hat. Speziell im zweiten Vorrundenmatch gegen Spanien wurden die Mängel deutlich aufgedeckt. Während der Gegner mit den jungen Nico Williams und Lamine Yamal auftrumpfte, stach bei den Italienern nur Goalie Gianluigi Donnarumma heraus. Nach einem grossen Star im Team des Titelverteidigers sucht man vergeblich

Aber man sollte sich davor hüten, Italien zu schnell abzuschreiben. Die "Squadra Azzurra" benötigt historisch gesehen oft wenig Impulse, um an einem Turnier in Schwung zu kommen. Das späte Unentschieden gegen Kroatien dürfte schon mal ein Schritt in die richtige Richtung gewesen sein für Italien, das oft genug bewiesen hat, dass es auch - und vielleicht sogar speziell - bei Gegenwind Fahrt aufnehmen kann.

Und für die Schweiz ist Italien ohnehin schwer zu knacken, egal in welcher Konstellation. Der letzte Sieg gelang 1993 in der für beide Teams erfolgreichen WM-Qualifikation für das Turnier in den USA. Seither gab es in elf Duellen fünf Niederlagen, darunter das 0:3 in der Vorrunde der EM 2021.

Italien in Zahlen. Einwohner: 60 Mio. - Hauptstadt: Rom. - FIFA-Ranking: 10. - Teilnahmen an EM-Endrunden (11): 1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012, 2016, 2021, 2024. - Bestes EM-Resultat: Sieger (1968 und 2021). - Bester Torschütze in der EM-Qualifikation: Davide Frattesi (3 Tore). - Rekordspieler: Gianluigi Buffon (176 Spiele). - Rekordtorschütze: Gigi Riva (35 Tore). - Bekannteste Spieler: Gianluigi Donnarumma, Riccardo Calafiori, Nicolò Barella, Jorginho und Federico Chiesa. - Trainer: Luciano Spalletti (ITA, seit 2023). - Bilanz gegen die Schweiz: 29 Siege, 24 Remis, 8 Niederlagen.

SDA
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